Samstag, 5. September 2009

Kartoffeljammer

Gäbe es ein klein wenig Gerechtigkeit auf der Welt, dann stünde in Berlin mindesten ein Kroschka Kartoschka-Laden. Schon in meiner ersten Woche zurück in der Heimat fehlt mir mein Hauptnahrungsmittel des vergangenen Jahres: die mit Butter, Käse, Krabbenfleisch und Pilz-Gurken-Salat gefüllte Kartoffel im Alusilber-Kleid. In der Mittagspause, nach der Arbeit, mitten in der Nacht - fast überall und jederzeit kann man in Moskau einen Kartoffelsnack genießen. In Berlin vermiss ich den genauso wie damals das portugiesische Salami-Croissant-Baguette als ich von Hamburg in die Hauptstadt zog.



Wie kann es sein, dass Europas kosmopolitischste Metropole kulinarisch nicht das bieten kann, was man aus aller Welt gewohnt ist? Leben hier nicht zehntausende Russen? Kann es denen wirklich egal sein, dass sie auf ihr Lieblingsfastfood verzichten sollen? Haben sie hier nicht russiches Kino, russisches Theater, russische Clubs, russische Restaurants? Warum hat es ausgrechnet die Kartoffel nicht über die deutsche Landesgrenze geschafft?

Ich drücke hiermit mein tiefes Bedauern über diesen Umstand aus.

Dienstag, 1. September 2009

Berlin - du bist so wunderbar?

Meine liebe Wahlheimat, ein Jahr habe ich geträumt von dir. Deinen Straßen, Deinen Menschen. Jetzt bin ich wieder da, aber Du hast Dich verändert. Meine Untermieterin hat mir einen fettigen Staubfilm hinterlassen, in meiner Straße und meinem Center gibt es 50% andere Läden, ich weiß nicht mehr, wo ich etwas kaufen kann und was vielleicht noch schwerer wiegt: ich weiß nicht wovon. Mein potenzieller Arbeitgeber lässt mich im Stich und nicht zu letzt auch mein sogenannter Lebensabschnittsgefährte.



Es sind die kleinen Dinge im Leben, die das Leben in Moskau oft anstrengend machen. Der Weg zur Arbeit, eine Stunde durch die knackvolle Metro; das Unverständnis darüber, heute nicht genau dort eine Flasche Wasser kaufen zu können, wo man es gestern tat; die Menschen, die man nicht versteht, wenn sie sich keine Mühe geben bei der Verständigung.

Und jetzt gibt es den S-Bahn-Clash. Nie hätte ich gedacht, dass die Berliner Ringbahn die Moskauer Ringlinie an Menschenmengen in den Schatten stellen könnte. Oder ich recherchieren muss, um im Prenzlauer Berg eine Küchenwaage zu kaufen. Und das Beste ist: verstehen kann man hier auch keinen mehr. Auf den Straßen im Kiez hört man eher Polnisch, Russisch, Französisch und Englisch.

Irgendwie hatte ich mir das alles anders vorgestellt.